Skitourenwoche in den Dolomiten, 11.-17.03.07

von Michael Falkensammer


Teilnehmer: Reinhold Graf (Bergführer), Waschi, Alfred Schwab, Franz Doppelbauer, Hans Stadlbauer, Heli Mitterlehner, Hetsch Kepplinger, Robert Lehner und Michael Falkensammer

Heuer startet unsere schon obligate Skitourenwoche wieder in der 11. Kalenderwoche, aber wieder erst am Sonntag (um dem üblichen starken Urlauberverkehr am Samstag auszuweichen), in weitgehend neuer Besetzungen. An sich wollten wir in die Abruzzen fahren, wegen des Schneemangels in Mittelitalien wurde aber nichts daraus! So musste Mitte Februar umdisponiert werden, auch in den Seealpen gibt es wenig Schnee. Die Verhältnisse in den östlichen Dolomiten sollen aber sehr gut sein und so schlägt uns Reinhold die Sextener Dolomiten vor! Die Wetterprognose ist optimal, ein großes Hoch ist im Anzug, die Temperaturen sollen wieder etwas kälter werden.
 

Am Sonntag um 10:00 starten wir in Thalheim und fahren in zwei Fahrgemeinschaften durch das Felbertauerntunnel nach Osttirol und weiter nach Welsberg und beziehen für die kommende Woche im Hotel Dolomiten unser Quartier (Hotel Dolomiten, I-39035 Welsberg/Monguelfo, Bahnhofstr. 13 Tel: 0039/0474/944146; www.hoteldolomiten.it / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!



12. März 2007: Großer Rosskopf (2559): Start ist um 8:00.
Bei wolkenlosem Wetter beginnt unsere erste Skitour! Wir fahren nach Prags (Säge; Tuscherhof), und dann weiter bis zum Brüggele (1491). Zuerst wandern wir hinein ins Tal, hinauf durch lockere Wälder zur Rossalm. Wir genießen die grandiose Umgebung, man könnte stundelang nur schauen und die Aussicht genießen! Links, oberhalb von uns ist die Hohe Gaisl. Nach der Rossalm geht es hinauf Richtung Gr. Jaufen, dann weiter, hinunter und hinauf bis in die Weißlahnscharte, und von hier noch ca. 150 Hm hinauf auf den Gr. Rosskopf 2595 m (Gehzeit 4 Std.). Nach einer gemütlichen Gipfelrast geht es hinunter durch die Weißlahnscharte und hinaus zum Tuscherhof! Oben gibt es super Pulver, der leider schon etwas zerfahren ist. Nur ganz links aussen gibt es noch unberührten Pulver! In der Mitte der Abfahrt ist der Schnee auf den Rippen etwas dürftig und wir müssen vorsichtiger fahren, unten haben wir Firn. Gemessen an den dürftigen Schneeverhältnissen des heurigen Winters hat Reinhold für uns eine super Tour ausgesucht. Herzlichen Dank! – Den Ausklang feiern wir im Tuscherhof bei Bier, Weißburgunder und einer Speck - Käseplatte. Die Tourenwoche hätte nicht schöner beginnen können. – Es soll aber noch besser kommen!

13. März 2007: Cristallinoscharte (2664): Start um 7:30.
Wir fahren nach Schluderbach und lassen das Auto im Auslauf der Cristalloscharte stehen. Von hier steigen wir hinauf bis durch den Durchstieg auf die Cristalloscharte. Hier geht dann die Sonne auf und wir genießen das grandiose Panorama. Nach einer kurzen Rast geht es jetzt weiter hinauf, im Aufstieg links haltend. Rasch gewinnen wir Höhe, dann aber müssen wir Harscheisen anlegen. Der weitere Anstieg ist etwas mühevoll mit vielen Spitzkehren gespickt und hartem Schnee. Dann erreichen wir den Auslauf der Cristallinorinne, von wo wir gute 150 HM mit Steigeisen in die Cristallinoscharte aufsteigen. Die Sonne wärmt uns während des Aufstieges ganz schön den Rücken und wir kommen ins Schwitzen. Der Schnee aber ist aufgefirnt, und so ist der Aufstieg insgesamt relativ problemlos.

In der Scharte wir es dann ganz schön eng und wir haben fast keinen Platz. Nach kurzer Rast rutschen wir die hier noch sehr schmale Rinne, die auch mit Steinen gespickt ist, ca. 50 HM seitlich sehr vorsichtig ab. Dann weitet sich die Rinne und wir genießen den traumhaften kaum verspurten Pulverschnee. Im unteren Teil fahren wir hinunter durch lockeren Wald problemlos bis zum Auto. Die Tour lassen wir dann ausklingen im Gasthof am Dürrensee mit Blick zurück in die Cristallinoscharte. Wir können es fast nicht glauben, dass wir da heruntergefahren sind. Reinhold hat sich wieder einmal selbst übertroffen und uns ein Dolomitenzuckerl präsentiert. Für uns Reinholdfans fast schon eine Selbstverständlichkeit, nur die Newcomer können es fast nicht glauben, daß wir unsere Skitourenwoche mit der Alpinschule Pustertal Mitte März schon seit vielen Jahren so toll genießen!


14. März 2007: Oberbachernspitze (2675)
Der Wettergott meint es auch heute wieder gut mit uns. Wieder haben wir wolkenloses Wetter. Wir starten um 7:30. Mit dem Auto fahren ins Fischleintal (Parkplatz). Wie schon 1999, damals mit Martin im Rahmen unserer Dolomitendurchquerung, geht es hinein, entlang der Langlaufloipe zur Talschlußhütte. Von hier weiter in Richtung Süden ins Bacherntal, hinauf zur Zsigmondy Hütte (2224) und weiter auf die Oberbachernspitze. Die letzten 300 HM hinauf zum Gipfel wird es ganz schön warm, wir steigen einen Südhang hinauf und glauben in einer Sauna zu sitzen!

Nach gut vier Stunden stehen wir wieder dann auf dem Gipfel und genießen das einmalige Panorama rund um uns. Die Drei Zinnen stehen zum greifen nahe, Heli und Waschi denken an ihre Durchsteigung der Großen Zinne Nordwand 1964 entlang der Comici Route vor 43 Jahren. An sich schon ein Grund ein bisschen nachdenklich zu werden und dankbar zu sein, erfreulich aber andererseits, jetzt mit gut sechzig Jahren noch so gut „drauf“ zu sein und das alles noch erleben zu dürfen. Wir hoffen alle, dass uns das Schicksal noch viele Jahre hold sein wird, und wir so schöne Tage in unseren Bergen verbringen zu können. – Nach einer gemütlichen Gipfelrast geht es dann hinunter in Richtung Bühlelejoch (die Hütte meiden wir, da ich hier vor vielen Jahren einmal versumpft sind) und weiter durch das Altsteintal zur Talschlußhütte. Hier lassen wir den traumhaften Tag wieder gemütlich ausklingen.

15. März 2007: Wildgraben Joch (2290), Schwalbenjoch (2610):
Heute starten wir wieder um 7:00. Nach einer wolkenlosen Nacht ist es in der Früh wieder kalt mit Temperaturen knapp unter null Grad! Wir fahren bis zum Gasthof Drei Zinnen blick kurz vor dem Dürrensee und gehen dann gut 3,5 km hinein ins Rienztal und dann hinauf durch das Hochtal ins Wildgrabenjoch (2290) und von hier weiter in Richtung Schwalbenjoch. Es ist fast 12:00, die Sonne glüht ganz anständig herunter und wir kommen wieder gehörig ins Schwitzen. Da der Schnee sulzig wird, machen wir unter dem Schwalbenjoch auf 2610 Skidepot. Die ersten fünfhundert Höhenmeter haben wir dann unverspurten, leicht angefirnten Pulverschnee, der der sich einfach super fahren lässt! - Aber auch dann geht es noch weiter hinunter bei super Schneeverhältnissen zur Dreischusterhütte (1626). Im Gastgarten lassen wir den schönen Skitourentag wieder ausklingen bei flüssigen Kohlenhydraten (in gelber und roter Farbe) und Minestrone, wobei auch der durch das Schwitzen bedingte Elektrolyt und Flüssigkeitsmangel wieder optimal ausgeglichen wird. Dann geht es noch recht zügig auf der Rodelbahn hinunter bis zur Straße, die von Innichen nach Sexten führt. Immer wieder bleibe ich stehen und schaue hinauf in die Weißlahn, die von der Dreischusterspitze herunterzieht! Reinhold erzählt uns, dass es eines der längsten Kare in den Dolomiten sein soll, so an die 1300 HM vom Parkplatz bis ganz hinauf. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Kar eines unserer nächsten Ziele sein wird bei einer neuerlichen Tourenwoche in den Dolomiten!

16. März 2007: Forc. Colfiedo (2721) südlich der Hohen Gaisl.
Nachdem wir bis jetzt meist Pulverschnee hatten, hat für heute Reinhold eine Firntour ausgesucht. Er holt uns um 7.00 in unserem Hotel ab, wir fahren nach Schluderbach und weiter bis zum Munitionsdepot am Lago Bianco auf 1512 (am Weg Richtung Cortina). Vor Jahren war ich hier schon mit dem Mountainbike unterwegs! Heute steigen wir mit den Skiern das Val de Gotres hinauf zur Forc. Lerosa (1:30) und von hier in Richtung Norden in das Amphitheater südlich der Hohen Gaisl. Lange sehen wir nicht unser Ziel, das Kar hinauf in die Forc. Colfiedo. Erst spät öffnet sich dann das Hochtal in Richtung Osten. Jetzt steht die breite „Rinne“ vor uns. Bevor wir aber unser Ziel erreicht haben, geht es noch fast 400 HM (nicht allzu steil) hinauf in unser Joch, in das wir nach unzähligen Spitzkehren, aber ohne die Ski abzuschnallen, gelangen.

Reinhold hat wieder eine super Spur angelegt, nicht allzu steil, gerade recht für mich! Nach einer kurzen „Jochrast“ (um optimalen Firn zu haben, dürfen wir uns nicht all zu viel Zeit lassen) fahren wir dann bei mausknöcheltiefem Firn hinunter. Nach einem ganz kurzen Gegenanstieg hinauf auf 2274 schwingen wir dann noch bei sehr gutem Firn hinunter zur Malga Ra Stua. Nach einer kurzen Rast, die Wirtsleute sind leider nicht besonders gastfreundlich, geht es dann auf der asphaltierten Rodelbahn noch ca. 3 km hinunter zum Parkplatz an der obersten Kehre auf der Strecke zwischen Cortina und Schluderbach (Rein-hold und Waschi hatten schon am Vortag den VW Bus hier abgestellt). Nur gute zehn Minuten müssen wir die Ski noch bis zu Auto tragen. Unser Flüs-sigkeitsdefizit füllen wir dann wieder im Gasthof am Dürren-see auf. Reinhold hat uns durch seine umsichtige Planung wieder einen optimalen Skitourentag beschert. Herzlichen Dank!

18. März 2006: Riepenscharte (2756)
Leider ist heute schon unser letzte Skitourentag angebrochen. Um guten Frühjahrsfirn zu haben, starten wir schon eine Stunde früher als in den letzten Tagen. Reinhold holt uns um 6:00 ab und wir fahren hinauf ins Biathlonzentrum am Antholzersee, wo schon ein sehr geschäftiges Treiben herrscht! Überraschend viele Tourengeher (oder besser Tourenläufer) sind unterwegs! Reinhold lässt sich aber von der Hektik seiner Südtiroler Bergfreund nicht anstecken uns zieht mit einem für uns Oldies sehr angenehmen Tempo hinauf in die Riepenscharte, wobei er, wie angekündigt, nur zwei Spitzkehren einlegt! Schon nach drei Stunden sind wir an unserem heutigen Ziel. In der Hoch Gall Rinne vor uns sehen wir viele Skitourengeher weiter hinaufsteigen zum Hoch Gall Skigipfel. Um den traumhaften Firn hinunter zum Antholzer See so richtig genießen zu können, fahren wir als erste von der Riepenscharte ab. Der Firn präsentiert sich uns heute von seiner feinsten Qualität. Mühelos schwingen wir hinunter, nur im Auslauf des Kars müssen wir etwas mühsam über Steine und Wurzeln ausweichen und hinuntersteigen, um dann über die Forststraße und die Weltmeisterloipe ins Biathlonzentrum zu gelangen. Es war wieder eine sehr gelungene und schöne Skitour, ein wunderbarer Ausklang nach einer Skitourenwoche, die nichts zu wünschen übergelassen hat!

Am Sonntag, dem 18. März geht es dann wieder zurück nach Hause.
Bei strahlendem Wetter genießen wir das zügige Vorwärtskommen! Es bewährt sich wieder, nicht am Samstag sondern erst am Sonntag an und ab zu reisen. Das Wetter war heuer vom ersten bis zum letzten Tag perfekt! Auch bei unseren früheren Ausfahrten in der 11. Woche war uns Petrus fast immer gut gesinnt. Diesmal aber war es fast unglaublich. Die einzige Bewölkung, die zu sehen war, waren die Kondensstreifen der Flieger am Himmel. Erst am letzten Tag, nach der Firnabfahrt von der Riepenscharte, beim Auffüllen unseres Flüssigkeitsmangels, zogen die ersten richtigen Wolken auf, die sich aber bald wieder vertschüsten! Reinhold sind wir auch heuer wieder sehr dankbar für seine optimale Organisation, seine perfekte Tourenauswahl, gute Planung und umsichtige Führung. Wie schon in den letzten Jahren, hat auch heuer wieder alles super geklappt.

Bedanken will ich mich auch heuer wieder bei meinen Kameraden für ihre Freundschaft, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit. Es war für mich wieder eine Woche, die Seele so richtig baumeln lassen, zum Ausspannen und zum Genießen! In voller Harmonie sind die Tage leider viel zu schnell und auch wieder unfallfrei vergangen. Herzlichen Dank von mir an alle, besonders aber an Reinhold und Waschi!